Abbildung von 12 Landräten des Landkreises Sankt Wendel, dahinter eine historische Aufnahme des Landratsamtes

1835–1848: Theodor Erasmus Engelmann

Die preußische Rheinprovinz ist in sechs Regierungsbezirke unterteilt, diese wiederum in Kreise. Der Kreis St. Wendel setzt sich aus den Bürgermeistereien Alsweiler, Baumholder, Burglichtenberg, Grumbach, Oberkirchen, Sien und St. Wendel zusammen. Diese bleiben bis 1919 unverändert bestehen, lediglich 1893 wird die Bürgermeisterei St. Wendel in die Bürgermeistereien St. Wendel-Stadt und St. Wendel-Land geteilt.

An der Spitze eines jeden preußischen Kreises steht ein königlicher Landrat. Dieser ernennt Beamte. Der Kreis ist vor allem zuständig für alle Angelegenheiten des Sicherheits-, Gemeinde-, Schul-, Bau-, Handels- und Gesundheitswesens. Zum ersten Landrat des Kreises St. Wendel wird Theodor Erasmus Engelmann bestimmt.

Am 23. Oktober 1805 in Münstermaifeld geboren, ist der studierte Jurist bis zu seiner zunächst kommissarischen (1837 endgültigen) Ernennung zum Landrat des Kreises St. Wendel Regierungsrat in Trier. Wohlwissend, dass der Ruf Preußens im einstigen Fürstentum Lichtenberg insbesondere in bürgerlichen Kreisen nicht der beste ist, veranlasst der erste preußische Landrat Engelmann den Abdruck einer leicht verständlichen Geschichte Preußens im St. Wendeler Volksblatt. Er ist zudem Initiator des „Vereins für Erforschung und Sammlung von Alterthümern in den Kreisen St. Wendel und Ottweiler-Zweibrücken“, der sich gleich 1835 gründet und einer der ersten dieser Art in der preußischen Rheinprovinz ist. Der vergleichbare „Historische Verein für die Saargegend“ gründet sich erst vier Jahre später; dabei interessiert sich der St. Wendeler Verein vor allem für archäologische Funde. Dennoch: Durch die Gründung unterstreicht Engelmann auch sein persönliches Interesse an heimatkundlichen Themen. Er beteiligt sich zudem an der Entstehung des St. Wendeler Männergesangsvereins (1845). Während seiner Zeit als Landrat des Kreises St. Wendel verhandelt Engelmann mit dem benachbarten Königreich Bayern die Grenzen des neuen Kreises – es gibt über elf Grenzkorrekturen –, treibt den Ausbau der Straßen voran und fördert auch die Landwirtschaft. Schließlich ist dies die Haupterwerbsquelle eines Großteils der knapp 38.000 Kreisbewohner.

Die Kreisverwaltung sowie die Privatwohnung von Landrat Engelmann sind im Amtshaus am St. Wendeler Schlossplatz untergebracht. Die Verwaltung besteht aus einem Kreissekretär, zudem aus einem oder zwei Schreibern, die vom Landrat privat besoldet werden.

1836 tritt erstmals der Kreistag zusammen, der sich zusammensetzt aus je einem Vertreter der Stadtbürgermeistereien St. Wendel und Baumholder sowie aus Vertretern der sieben Landbürgermeistereien. 1839 wird die Anzahl der Kreistagsmitglieder auf 14 erhöht, also um fünf Mitglieder, die ihrerseits über das meiste ländliche Grundeigentum verfügen.

Engelmann zeigt offene Sympathien für die liberale und nationale Bewegung des so genannten Vormärz, der die nationale Einheit, Grund- und Bürgerrechte, Beschränkung der Macht der Monarchen und gewählte Parlamente fordert. Aufgrund seiner fortschrittlichen Gesinnung wird er 1848 als Landrat ab- und wieder als Regierungsrat nach Düsseldorf versetzt, 1850 nach Stralsund. Ab 1852 ist er Regierungsrat in Minden, wo er am 10. Juli 1862 stirbt.