Fairer Landkreis Sankt Wendel

"Fairtrade“ ist in aller Munde: gerechte Produktionsbedingungen, soziale und umweltschonende Herstellung, dabei Achtung der Menschenrechte. Wer „Fairtrade“-Produkte kauft, kann sich sicher sein, dass diese „fair“ hergestellt und gehandelt werden. Ein Thema, das bereits von vielen Initiativen aufgegriffen wurde. Ein Thema, das auch Kommunen betrifft.

Der Landkreis Sankt Wendel hat sich bereits 2017 auf den Weg gemacht, ein Fairtrade-Landkreis zu werden. Bis ins Jahr 2019 war man erfolgreich unterwegs – doch dann kam Covid und mit der Pandemie mussten die Aktivitäten und Planungen eingestellt werden.

Als 2023 auch die letzten Einschränkungen wieder fielen, konnte der Prozess weitergeführt werden, und der Landkreis macht sich erneut auf den Weg, die fünf Kriterien, die zur Erlangung der Auszeichnung „Fairer Landkreis“ gefordert werden, zu erfüllen.



Faire Kommune: Die fünf Kriterien

Folgende Kriterien müssen Kommunen erfüllen, um als faire Kommune ausgezeichnet zu werden:


1. Ratsbeschluss

Die Kommune verabschiedet einen Ratsbeschluss zur Unterstützung des fairen Handels. Dieser Beschluss – im Falle des Landkreises Sankt Wendel des Kreistags – soll bestätigen, dass bei allen Sitzungen der Ausschüsse und des Kreistages sowie im Büro des Landrates Fairtrade-Kaffee sowie ein weiteres Produkt aus fairem Handel verwendet werden.

Dieser Kreistagsbeschluss liegt seit dem 30.01.2017 vor und wurde einstimmig gefasst. Und behält, trotz der Corona-Unterbrechung, seine Gültigkeit.


2. Steuerungsgruppe

Die Steuerungsgruppe soll die Aktivitäten zum fairen Handel vor Ort koordinieren. Sie vernetzt die Akteure innerhalb des Landkreises und fördert den Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und den Bürgerinnen und Bürgern.

Eine erste Steuerungsgruppe im Landkreis Sankt Wendel wurde bereits am 7. Februar 2019 gegründet. Die Landkreisverwaltung, KiTa und Schulen, Eine-Welt-Akteure, Vereine, Vertreter:innen der Wirtschaft und Regionalentwicklung bildeten diese.Die Corona-Pandemie hat allerdings eine Unterbrechung der Aktivitäten verursacht.

Deshalb war eine Neugründung der Steuerungsgruppe notwendig, denn das Engagement der Beteiligten musste aktualisiert nachgefragt werden. Dies ist geschehen: am 13. November 2023 konstituierte sich die „neue“ Steuerungsgruppe. Diese wird ihre Aktivitäten nun koordinieren und den Prozess zum Fairtrade-Landkreis vorantreiben.


3. Fairtrade-Produkte

In den lokalen Einzelhandelsgeschäften und bei Floristen sowie in Cafés und Restaurants werden mindestens zwei verschiedene Produkte aus fairem Handel angeboten. Richtwert ist hier die Einwohnerzahl.

Für den Landkreis Sankt Wendel bedeutet dies, dass in mindestens 18 Geschäften und neun Gastronomiebetrieben Fairtrade-Produkte angeboten werden müssen.


4. Zivilgesellschaft

Öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Vereine und Kirchen-/Glaubensgemeinden setzen Informations- und Bildungsaktivitäten zu fairen Handel um und bieten Produkte aus fairem Handel an.

Auch hier ist die benötigte Anzahl der Einrichtungen abhängig von der Einwohnerzahl. Im Landkreis Sankt Wendel sind daher jeweils eine Kirchengemeinde, ein Verein und eine Schule erforderlich.

Bereits mit im Boot – und auch Mitglieder der Steuerungsgruppe – sind die

  • Evangelische Kirchengemeinde St. Wendel (mit ihrem Eine Welt-Laden), sowie
  • vier Fairtrade-Schulen (weitere sind auf dem Weg) – in zwei davon steht auch je ein Fair-o-mat, ein Warenautomat also mit fairen Produkten.

5. Medien & Öffentlichkeitsarbeit

Die Steuerungsgruppe macht Öffentlichkeitsarbeit über die Aktivitäten zum Thema Fairtrade in der Kommune. Die lokalen Medien berichten über die Ereignisse vor Ort.

Erforderlich sind mindestens vier Artikel im Jahr in lokalen Medien.



Hintergrund: Fairtrade im Saarland

Der Fairtrade-Gedanke ist seit 50 Jahren im Saarland verankert: 1973 fand die erste saarländische Verkaufsaktion von fair gehandelten Waren auf der Messe „Welt der Familie“ in Saarbrücken statt. Seitdem hat sich in diesem Thema viel getan im kleinsten Bundesland Deutschlands.

Es ging nicht nur 2009 die erste bundesweite Auszeichnung ins Saarland und Saarbrücken wurde erste Fairtrade Town Deutschlands. Inzwischen gibt es elf Kommunen und drei Landkreise dieses Titels – womit fast 75 Prozent der Saarländerinnen und Saarländer in einer fairen Gebietskörperschaft leben. Und damit immer noch nicht genug: Das Saarland will das erste zertifizierte Fairtrade-Bundesland in Deutschland werden. Dies wurde bereits im Koalitionsvertag 2017–2022 festgelegt und auch die Nachfolgeregierung hat 2023 das Vorhaben „Faires Bundesland“ beschlossen.


Kontakt

Eva Henn
Fairtrade-Berauftragte des Landkreises Sankt Wendel
E-Mail: fairtrade(at)lkwnd.de